Zeichen der Hoffnung

21:47

Wieder sitze ich völlig reglos da. Gerade warst du noch hier und jetzt bist du fort. Gegangen. Lässt mich alleine hier zurück. Zurück in unseren Erinnerungen. Wieder kriecht leise die Panik in mir hoch. Setzt sich in mir fest. Wie eine Zecke. Ich sitze nur da und warte. Warte auf ein Zeichen. Auf welches Zeichen weiß ich nicht. Wie lange ich schon so da sitze weiß ich auch nicht. Zulange wie mich das Wetter draußen vermuten lässt. Gerade war es noch kalt und dunkel um diese Uhrzeit. Jetzt scheint die Sonne und es bleibt lange hell. Zu lange. Es zeigt mir wie viel Zeit inzwischen verstrichen ist. Wie lange ich hier sitze und warte. Auf ein Zeichen. Ein Zeichen des Himmels? Ein Zeichen von Gott? Gibt es diesen Gott? Was ist wenn er mir ein Zeichen schickt und ich es nicht erkenne? Oder vielleicht warte ich auf ein Zeichen von dir? Aber wie lange soll ich warten? Wenn es nach meinem Herz ginge, würde ich warten bis an mein Lebensende. Das wäre es mir wert, dass wärst Du mir wert. Wenn es nach meinen Freunden, Verwandten und Bekannten ginge, hätte ich nicht eine Sekunde warten sollen, hätte weiter gehen sollen. Hätte laufen sollen, so schnell ich nur kann. Aber stattdessen warte ich, warte auf irgendwas, dass es mir erträglicher macht. Dass mir die Einsamkeit erträglicher macht, den Schmerz, die Angst, alles. Dass mir einfach nur Hoffnung schenkt. Hoffnung dass es sich lohnt zu warten, dass es das richtige ist. Du hast es mir immerhin versprochen. Du kommst bald wieder. Vielleicht in einem halben Jahr, vielleicht in einem, vielleicht in drei oder auch zehn. Aber du kommst, weil wir nämlich füreinander geschaffen sind, für einander bestimmt. Ist es das was mich immernoch hoffen lässt? Deine leeren Versprechen, an die ich mich klammer wie ein Äffchen an seine Mutter. Wie du an deine Mutter? Jeder Gedanke an dich lässt mich erstarren, lässt mich frösteln. Lässt mich jeden Tag ein bisschen kälter werden, in mir drin. Lässt mich jeden Tag meine Mauer ein Stückchen höher ziehen. Lässt mich jeden Tag ein bisschen mehr hoffen. Je mehr Zeit vergeht, desto weniger muss ich warten. Falls es einen Gott gibt, denke ich mir, hat er mich längst verlassen. Das würde er mir nicht antun. Deswegen brauche ich ein Zeichen.Ich brauche es damit alles endlich einen Sinn macht. Damit ich weitermachen kann. Damit ich weiß dass du dein Versprechen halten wirst. Aber wie soll dieses Zeichen denn nun aussehen? Ist dir zu begegnen ein Zeichen, dass ich nicht loslassen soll, weiter kämpfen soll? Eins ist sicher, es ist Schicksal. Denn alles passiert aus gewissen Gründen. Alles war mir so vorherbestimmt. Irgendwo macht alles seinen Sinn. Ist das mein Zeichen? Gibt es überhaupt dieses Zeichen, auf das ich schon so lange warte? Wird es überhaupt kommen? Wer wird dieses Zeichen bringen? Ich glaube nicht daran, dass das alles gewesen sein kann. Das kann ich nicht, egal wie dumm es ist. Ich will es nicht. Ein Teil von mir würde das nicht überleben, der andere Teil lebt schon lange nicht mehr. Der Teil den du mit dir genommen hast. Den du irgendwo, tief in dir drin eingeschlossen hast. Ich werde dich nicht vergessen. Ich habe dich gehen gelassen, aber ich werde dich niemals aufgeben. Das habe ich versprochen. [...] Jeder Satz von mir, jedes Wort, jeder Gedanke hat für mich eine tiefere Bedeutung, hat einen Sinn. Den niemand außer mir kennt. Den ich mit niemandem teilen kann. Der Sinn dahinter bist du. Das alles geht an dich. Du bist mein Zeichen. Du bist meine Hoffnung. Die Hoffnung die mich schon vor langer Zeit verlassen hat. In einer dunklen Nacht, die dieser so ähnlich ist.
Ich sitze da, starre Löcher in die Luft und warte dass etwas passiert. So wie immer. Mein Handy vibriert nicht mehr, um mich ist es still geworden. Nur meine Gedanken schreien mir entgegen. Schreien deinen Namen, die letzten Worte immer wieder. Immer lauter, immer energischer, immer flehender. Werden immer verzweifelter. Finden langsam kein Halten mehr.
Und genauso leise wie diese Gedanken sich in meinen Kopf geschlichen haben, fließen mir die Tränen das Gesicht herunter. So wie immer. Langsam wird es dunkel. Nur ein weiterer Moment in meiner Zeitschleife. In meiner "Warteschleife".

Wie betäubt sitze ich immer noch da, wartend.
Auf ein Zeichen der Hoffnung.

Anker
Der Anker, der den Platz des Schiffes im Hafen sichert, es aber auch auf hoher See bei Stürmen festhält, ist seit alters ein Bild der Hoffnung, der Zuversicht, des Heils. Für die Christen wurde der Anker gemäß. Hebr. 6,18 ff, das unmittelbar treffende Bild der Hoffnung des Glaubens auf die himmlische Seligkeit.

Bilder von: grabstein.ch & fotolia.com

You Might Also Like

5 Kommentare

  1. Was für ein emotionaler und irgendwie auch trauriger Text. Man kann richtig mit dir mitfühlen. Du kannst wirklich schön schreiben! Sehr poetisch.
    Liebe Grüße, Anne-Catherine
    www.fashcation.com

    AntwortenLöschen
  2. Ein ganz wunderschöner Text, auch wenn er sehr traurig ist. Ich habe ihn sehr gerne gelesen!
    Liebe Grüße an dich

    AntwortenLöschen
  3. Schöner Post, du schreibst echt toll! Der Text fesselt einen echt und ist toll zu lesen, auch wenn er traurig ist..

    Schau doch gerne auch mal auf meinem Blog vorbei!

    Liebste Grüße
    Lena
    https://allaboutlena.wordpress.com/

    AntwortenLöschen
  4. Ich finde den Text wahnsinnig gut geschrieben!
    Er hat mich direkt in seinen Bann gezogen <3

    Liebe Grüße

    http://nilooorac.blogspot.de

    AntwortenLöschen
  5. Ich finde den Text mega bewegend - also wirklich - ich habe ihn gelesen und wusste was du meinst komplett - ich musste an meine erste große Liebe denken und wie schwer alles damals war - so schwer, dass ein Gedanke mich ewig verfolgt hat. Der Gedanke, dass wahre Liebe niemals einfach sein kann. Niemals und das nimmt uns denke ich Chance wahre Liebe zu ergreifen. Aufjedenfall ein schöner Text. :)

    Liebste Grüße, Kristin von http://kristiwithlove.blogspot.de

    AntwortenLöschen

Popular Posts

Silk and Salt

Bloglovin

Follow